WEbuilding

Klassenzimmer in der Darmang Schule

Darmang Community School

Jahr
2016-2018

Standort
Darmang, Ghana

Umfeld
Bauerndorf

Größe
0,8 ha / 6 Klassenzimmer und Toiletten

Leistung
Entwurf, Fundraising, Bauüberwachung

Partner/innen
Volunteer Partnerships for West Africa

Nachhaltigkeit
Lokale Mitarbeiter/innen und deren Schulung, Unterstützung von lokalen Handwerker/innen, lokale und umweltfreundliche Materialien wie Holz, komprimierte Lehmblöcke (CSEB) und Raffia

Darmang Community School

Das Darmang-Projekt wurde von der lokalen NGO “School in Ghana” aufgestellt und von We-Building unterstützt, um einen seit Jahren unverwirklichten Traum Realität werden zu lassen. Es handelte sich um den Bau eines Kindergartens, einer Grundschule, einer weiterführenden Schule sowie anderer Serviceeinrichtungen wie Sanitäranlagen und einem Hauptbüro – insgesamt handelte es sich um schätzungsweise 15 Einheiten. Diese Einheiten sollten auf einem großen leeren Grundstück gebaut werden, das leicht geneigt war und komplett mit einer Zaunmauer umgeben. Diese neue Schule sollte das bestehende Jugendzentrum ergänzen, das nur hundert Meter entfernt gebaut wurde und das die lokale Organisation bereits seit 2011 betrieb. 

 

Die Idee, ein Schulprojekt zu entwickeln und einer lokalen Organisation dabei zu helfen, einen positiven Einfluss auf ihre Gemeinschaft zu haben, ist im Grunde ein Traumjob für viele von uns Architekt/innen, selbst wenn es auf freiwilliger Basis geschieht. Von einem architektonischen Standpunkt aus war es für uns besonders interessant zu sehen, wie wir tatsächlich zum Endergebnis kamen. Bis zu den letzten Tagen des Baus war dieses Projekt ein ständiger Lernprozess und eine Anpassung an verschiedenste Umstände. Alle Faktoren spielten irgendwann eine entscheidende Rolle – der Standort, das Klima, die Materialien, die Kultur, die Preise, die Arbeiter, das Fachwissen, das Budget, die Zeit… Ein gutes Projekt auf dem Papier zu haben, stellte sich bei weitem als der einfachste Teil heraus.

Vor allem aufgrund der Tatsache, dass wir auf einem offenem Gelände bauen würden, war eine unserer wichtigsten Entscheidungen, dass wir nach den „Cluster“-Ansatz bauen würden. Diese Bauart weicht von der üblichen länglichen Schulanordnung ab, nach der fast überall in der Region gebaut wird. Der endgültige Komplex würde aus 12 bis 15 identischen 7x7m großen Einheiten bestehen, die zu Innenhöfen gruppiert sein würden und jeweils einer bestimmten Altersgruppe gehören würden. Ein solches Projekt ist flexibler und kann in Etappen gebaut und bei Bedarf auch verändert werden, ohne das Grundkonzept zu verändern. Durch die Aufteilung eines typischerweise großen Schulgebäudes in kleinere Teile erzeugt der Maßstab auch ein anderes Gefühl für die Umgebung, die nun mehr wie eine kleine Stadt ausgelegt ist als wie eine Schule.

 

Das kreisförmige Prinzip erlaubte es uns, die Klassenzimmereinheiten als Teil der äußeren Zaunmauer zu verwenden, was dessen Gesamtlänge und Kosten stark reduzierte. Kleinere Einheiten konnten sich leichter an ein schräges Gelände anpassen, und wir hofften, dass die Tatsache, dass alle Klassenzimmer identisch waren, den Bau rationalisieren würde, sodass die lokalen Arbeiter/innen die neuen Techniken durch Wiederholung erlernen würden.

 

Das Projekt wurde in Phasen aufgeteilt und der Plan war, mit 6 Klassenzimmern für die Grundschule zu beginnen und die Schule später zu erweitern, sobald sie für ein paar Jahre in Betrieb sein würde.

 

Im Dezember 2015 verbrachte ein Teil unseres Teams fünf Wochen in Ghana, um über die Preise und Materialien in der Umgebung von Darmang zu recherchieren und um das Land besser kennenzulernen. Hierdurch ergab sich ein klareres Bild über die Preise und die Qualität der gängigen Materialien. Das lokale Holz war qualitativ hochwertig und für einen relativ günstigen Preis erhältlich. Die Möglichkeiten der Dachmaterialien beschränkten sich fast ausschließlich auf Metallbleche. Aufgrund des Preises gaben wir es schnell auf, eine Feuchtigkeitsabdichtung zu verwenden, und entschieden uns, es so zu machen, wie es vor Ort gängig ist, und zwar mit einer dünnen Schicht PE-Folie. Von der Idee, Bambus zu benutzen, mussten wir uns leider verabschieden, nachdem wir zahlreiche Beispiele von Bambus sahen, der von Termiten gefressen wurde, weil er nicht richtig behandelt wurde. Andererseits fanden wir heraus, dass Raffia ein sehr interessantes und widerstandsfähiges Material ist, das lokal verfügbar war und für die Verkleidung von Wänden oder Decken verwendet werden konnte.

 

 

Am wichtigsten war, dass wir mit Samuel in Kontakt kamen, der seine eigene Version von CSE-Blöcken (komprimierten stabilisierten Lehmblöcken) herstellte und versuchte, sie der lokalen Bevölkerung nahezubringen. Komprimierte Blöcke wurden bereits in den 1950er Jahren als eine modernere Lehmbautechnik in Südamerika eingeführt. In Ghana jedoch, einem Land mit einer reichen Tradition von Lehmbau, die in den ländlichen Gebieten noch fortgesetzt wird, wird Bauen mit Lehm oft mit Armut assoziiert. Für uns sahen die Blöcke großartig aus und wir beschlossen, sie zu verwenden. Samuel, der über das Wissen und die notwendige Ausrüstung verfügte, wohnte nur eine Stunde vom zukünftigen Schulstandort entfernt.

 

Nach unserer Rückkehr brachten wir die neuen Informationen und Erkenntnisse in den endgültigen Entwurf ein, wobei ein besonderer Fokus auf die natürliche Belüftung der Klassenzimmer gesetzt wurde. Wir wollten uns auf keinen Fall auf Deckenventilatoren verlassen, wie es sonst üblich war. Um absolut sicher zu sein, dass die innere Luftströmung funktionieren würde, fügten wir daher eine große Öffnung an der Oberseite des Klassenzimmerdaches hinzu, durch die die warme Luft nach draußen strömen würde.

 

 

Der Bau begann im September 2017, dauerte etwa 6 Monate und war eine echte Herausforderung. Wegen des schrägen Geländes, der 7-Meter-Spannweite der Klassenraumwände und einer ziemlich komplizierten Dachkonstruktion wollten wir lieber keine Experimente wagen und verwendeten ein System aus Betonsäulen und -balken als Haupttragwerk. Alle oberirdischen Wände bestanden aus Erdblöcken, mit hölzernen schwenkbaren Fensterläden als Fenster. Raffia wurde verwendet, um den Raum zwischen der Decke und den Dachblechen zu schließen. Dieser wurde mit Holzspänen gefüllt, die von Moskitonetzen umwickelt wurden, um eine etwas bessere Schalldämmung bei Regen zu erreichen.

 

 

Die örtlichen Bauunternehmer brachten einige ihrer erfahrenen Handwerker (Maurer, Zimmerleute, Stahlbieger) ein, aber die Hauptarbeitskraft waren die einheimischen Männer aus dem Dorf, die sich für den Job bewarben. Die Projektleitung erfolgte von Berlin aus über Whatsapp und E-Mail, wo alle Budget- und Designanpassungen vorgenommen wurden. Eine/r oder zwei unserer Freiwilligen waren immer auf der Baustelle anwesend, wobei einer unserer Kollegen sogar während der gesamten Bauzeit in Darmang wohnte. All das war entscheidend für die Qualitätskontrolle und um sicherzustellen, dass die täglichen Probleme so schnell wie möglich gelöst werden konnten. Wie auf jeder Baustelle traten täglich verschiedene Probleme auf, meist Dinge, an die keiner von uns gewöhnt war – Wassermangel aufgrund des austrocknenden Brunnens, verschiedene Maschinen wie der Zementmischer oder der Betonrüttler, die kaputt gingen, einheimische Kinder, die in die frisch gegossene Betonplatte liefen, die gängige Praxis, dass 10mm Stahlstangen als 12mm verkauft wurden und vieles mehr. Doch letztendlich klappte alles zur Zufriedenheit aller. Die Schule wurde im September 2018 eröffnet.

Mehr Information kann auf der Website unserer Partner gefunden werden: School in Ghana.

 

 

malerischer Blick auf die Darmang Schule
der Lehrer schreibt an die Tafel
ein Kind außerhalb des Klassenzimmers
Kinder in einem der Klassenzimmer